
Nierenzellkarzinom:
Stadieneinteilung & Prognose
Die Klassifikation des Nierenzellkarzinoms erfolgt auf Basis der 2017 modifizierten TNM- und UICC-Kriterien. Ausschlaggebend für die Einteilung ist dabei die Größe und Ausbreitung des Primärtumors (T), der Befall von Lymphknoten (N) sowie das Vorliegen von Fernmetastasen (M).
Stadieneinteilung
Bei klarzelligen und papillären Nierenzellkarzinomen sollte der Tumorgrad nach dem WHO-ISUP-Grading angegeben werden. Bei diesen Tumorentitäten besteht eine eindeutige Korrelation des Differenzierungsgrades mit der Prognose. Zusätzlich sollte der prozentuale Anteil von Tumornekrosen angegeben werden.
Prognoseklassifikation
Im Vergleich zu vielen anderen Tumorentitäten gilt das Nierenzellkarzinom als schwierig mit dem TNM-System zu prognostizieren. Deshalb wurden weitere Modelle entwickelt, die unter Einbeziehung von pathologischen Parametern und paraklinischen Größen eine Risikostratifizierung ermöglichen sollen. Zwei gängige Modelle sind die International Metastatic Renal Cell Carcinoma Database Consortium (IMDC)-bzw. Heng-Kriterien und der Motzer- bzw. Memorial Sloan Kettering Cancer Center (MSKCC)-Score. Bei beiden Modellen werden die Patient:innen drei Risikogruppen zugeordnet: günstiges, intermediäres und ungünstiges Risikoprofil.
- Karnofsky-Index < 80 %
- Intervall von Diagnose bis zur Systemtherapie < 1 Jahr
- Hämoglobin unterhalb des Normwertes
- Hyperkalzämie (korrigiertes Serumkalzium höher als Normwert)
- Neutrophile oberhalb des Normwertes
- Thrombozyten oberhalb des Normwertes
Basierend auf der Anzahl der zutreffenden Kriterien erfolgt eine Einteilung in drei Prognosegruppen:
In Studien zeigten Patient:innen unter einer Erstlinientherapie in der Prognosegruppe mit gutem Risikoprofil ein medianes Gesamtüberleben von etwa 43,2 Monaten, während das Gesamtüberleben für die Gruppe der Patient:innen in der intermediären Gruppe mit ca. 22,5 Monaten und in der ungünstigen Gruppe mit 7,8 Monaten deutlich niedriger ausfiel. In der Zweitlinientherapie fiel das mediane Gesamtüberleben allgemein geringer aus. Patient:innen mit gutem Risikoprofil erreichten ein medianes Gesamtüberleben von 35,3 Monaten, Patient:innen mit intermediärem Risikoprofil 16,6 Monate und Patient:innen mit ungünstigem Risikoprofil 5,4 Monate. Wird eine Patientin oder ein Patient anhand dieser Einschätzung der ungünstigen Prognosegruppe zugeteilt, sollte zeitnah eine Therapie begonnen werden, da eine rasche Tumorausbreitung und Verschlechterung zu erwarten sind.
Neben dem IMDC-Score wird auch der MSKCC-Score, der fünf Kriterien enthält, häufig zur Bestimmung der Prognosegruppen herangezogen.
- Karnofsky-Index < 80 %
- Zeit von der Erstdiagnose bis zur systemischen Therapie im Rezidiv < 1 Jahr
- Hämoglobin unterhalb des unteren geschlechtsspezifischen Normwertes
- Calcium (korrigierter Wert) > 2,5 mmol/l (> 10 mg/dl)
- LDH > 1,5 des oberen Normwertes
Basierend auf der Anzahl der zutreffenden Kriterien erfolgt eine Einteilung in drei Prognosegruppen:
Studien konnten zeigen, dass die Prognosegruppen sich im Gesamtüberleben deutlich unterscheiden. So erreichten Patient:innen in der günstigen Prognosegruppe ein medianes Gesamtüberleben von über 40 Monaten, während das Gesamtüberleben für die Gruppe der Patient:innen in der intermediären Gruppe mit ca. 26 Monaten und in der ungünstigen Gruppe mit unter 10 Monaten deutlich niedriger ausfiel.