
Liquid Biopsy: Behandlungssequenzen und Verlaufskontrollen
In der Krebsdiagnostik erfolgen sowohl der erste Nachweis eines Tumors als auch die Kontrolle des Therapieerfolges mittels bildgebender Methoden wie u. a. der Computertomografie (CT), der Magnetresonanztomografie (MRT) oder der Positronenemissionstomografie (PET). Bildgebende Methoden haben jedoch den Nachteil, dass der Tumor erst auf eine gewisse Größe angewachsen sein muss, bevor er nachgewiesen werden kann. Soll das Tumorwachstum oder die Wahrscheinlichkeit eines Rückfalls bereits in einem sehr frühen Stadium kontrolliert werden, bedarf es eines hochsensitiven Markers der die kontinuierliche und sequenzielle Überprüfung des Krankheits- bzw. Therapieverlaufs erlaubt.
Genetische Informationen können aus mehreren im Blut zirkulierenden Analyten nachgewiesen werden, darunter:
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Diese Analyten gelangen entweder durch Absterbemechanismen (Apoptose und Nekrose) oder durch aktive Sekretion und Migration aus der Läsion in den Blutkreislauf. Unter normalen physiologischen Bedingungen werden apoptotische und nekrotische Ablagerungen durch eindringende Phagozyten beseitigt. Tumorzellen sind groß und teilen sich schnell, so dass die Phagozytose innerhalb des Tumors nicht effizient abläuft. Dies führt zu einer Ansammlung von Zellrückständen und deren Freisetzung in den Blutkreislauf. |
Insbesondere für den adjuvanten Therapiebereich wird die Verlaufskontrolle von Krebserkrankungen mittels Liquid Biopsy als besonders wichtig erachtet. Soll das Ansprechen auf eine adjuvante Therapie beurteilt werden, ist man mit den herkömmlichen bildgebenden Methoden nach der Tumorresektion weitestgehend „blind“. Erst wenn ein Rezidiv im CT erkennbar ist, kann eine Entscheidung zur Therapieänderung getroffen werden. Die ctDNA birgt daher besonders im adjuvanten Bereich das Potenzial als hochsensitiver Marker zur Verlaufskontrolle und Beurteilung von MRD (minimal residual disease) zu fungieren. Die Quantifizierung von ctDNA nach der operativen Entfernung des Tumors sowie im weiteren Verlauf ermöglicht es, das Ansprechen auf eine adjuvante Therapie kontinuierlich zu überprüfen und ein Rezidiv frühzeitig zu erkennen. Durch den Nachweis von ctDNA ist es also möglich eine Therapieänderung einzuleiten, bevor ein Rezidiv in der Bildgebung sichtbar wird. Bei der hier gewonnen Zeit, spricht man auch von Lead Time.
Aber auch im metastasierten Stadium hat das kontinuierliche Messen der ctDNA-Konzentration das Potenzial, das Ansprechen oder die Resistenzentwicklung auf eine Therapie zu detektieren. Hypothetisch wird ctDNA nicht nur von Zellen des Primärtumors, sondern auch von neuen, resistenten Subklonen abgegeben. Die ctDNA-Analyse bietet also die Chance, ein umfassenderes genetisches Bild des Tumors zu erhalten, als es mit punktueller Gewebebiopsie der Fall ist. Mit dieser Information ist dann nicht nur die Verlaufskontrolle möglich, sondern auch die Anpassung der Therapie an die entwickelte Resistenz (Behandlungssequenzen).
Die ctDNA birgt damit das Potenzial, als Marker für die Verlaufskontrolle einer Therapie im adjuvanten sowie metastasierten Stadium zu fungieren. Daher ist dieser Ansatz auch Gegenstand der aktuellen Forschung bei Bristol Myers Squibb und wird in klinischen Studien untersucht.
Die ctDNA als Marker für die Verlaufskontrolle – kurz zusammengefasst:
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