Das diffuse großzellige B-Zell-Lymphom (DLBCL) ist die häufigste Neoplasie des lymphatischen Systems.1 Es wird zu den aggressiven B-Zell-Non-Hodgkin-Lymphomen (B-NHL) gerechnet und geht von reifen B-Zellen aus. Das DLBCL zeichnet sich durch schnell fortschreitende Lymphknotenvergrößerungen und/oder extranodale Manifestationen, außerdem variabel durch Allgemeinsymptome (B-Symptomatik) aus und verläuft ohne Behandlung schnell tödlich.1,2
Die Behandlung verfolgt einen kurativen Ansatz, die Heilungsrate von Patienten mit DLBCL liegt bei 60–70 %.1
Die aktuelle WHO-Klassifikation unterscheidet das DLBCL, nicht weiter spezifiziert (NOS), von anderen reifzelligen aggressiven B-NHL.2,3 Zur Definition und Unterscheidung der in der WHO-Klassifikation genannten Subtypen aggressiver B-NHL werden herangezogen:1
Auch die diffusen großzelligen B-Zell-Lymphome können in Subtypen unterschieden werden. Dies erfolgt nach morphologischen Kriterien (zentroblastisch, immunoblastisch, anaplastisch), mittels Genexpressionsuntersuchungen, anhand immunhistochemischer Merkmale und nach dem Vorliegen genetischer Anomalien.1
Andere großzellige B-Zell-Non-Hodgkin-Lymphom, die nach den gleichen Prinzipien wie das DLCBL behandelt werden, sind unter anderem1
Daneben gibt es seltenere Formen großzelliger B-Zell-Non-Hodgkin-Lymphome. Diese sind der WHO-Klassifikation zu entnehmen.3
Die Inzidenz des diffusen großzelligen B-Zell-Lymphoms beträgt ca. 7 Fälle pro 100.000 Einwohner im Jahr. Männer sind häufiger betroffen als Frauen.2
Das DLBCL ist durch progrediente schmerzlose Lymphknotenvergrößerungen und/oder extranodale Manifestationen gekennzeichnet.1,2 Die Symptomatik ist von der Lokalisation der Manifestationen abhängig. Bei etwa 30 % der Patienten mit aggressiven Lymphomen tritt eine sog. B-Symptomatik (Fieber, Nachtschweiß und/oder Gewichtsabnahme) auf. Ungefähr bei zwei Dritteln der aggressiven B-NHL sind die Lymphknoten befallen, bei einem Drittel finden sich extranodale Manifestationen – am häufigsten ein Befall des Knochenmarks.1,2
Bei Verdacht auf eine Lymphomerkrankung sind zur initialen Diagnostik erforderlich:1,2,4
Die erweiterte Diagnostik richtet sich nach den vorliegenden Symptomen und beinhaltet z. B. eine Gastroduodenoskopie sowie bei Verdacht auf einen ZNS-Befall ein CT/MRT von Kopf und Wirbelsäule sowie ggf. eine Liquoruntersuchung.2,4
Die Diagnose eines DLBCL wird histopathologisch an einem verdächtigen vergrößerten Lymphknoten gestellt. Für die histologischen, immunhistochemischen, zytogenetischen und molekulargenetischen Untersuchungen ist eine ausreichend große Gewebsprobe nötig, möglichst der ganze entnommene Lymphknoten.1,2,4 Da sich die Diagnose auf das Konzept der DLBCL Therapie auswirkt, sollte die Beurteilung möglichst durch einen erfahrenen Hämatopathologen erfolgen.1 Eine Zweitbegutachtung durch ein pathologisches Referenzzentrum wird empfohlen.2
Für Diagnose und Differentialdiagnostik ist die Morphologie von großer Bedeutung. Wenn sie einem DLBCL entspricht, sind für die Einteilung gemäß der WHO-Klassifikation folgende Untersuchungen erforderlich:1
Die Stadieneinteilung des DLBCL und anderer Lymphome erfolgt nach der Ann-Arbor-Klassifikation. Sie berücksichtigt die Anzahl befallener Lymphknoten oder extralymphatischen Befall und die Lagebeziehung zum Zwerchfell sowie das Vorhandensein einer B-Symptomatik.2,5
Der Internationale Prognostische Index dient der Prognoseabschätzung. In die Risikobewertung gehen Alter (≤ vs. > 60 Jahre), Allgemeinzustand (ECOG 0–1 vs. 3–5), Ann-Arbor-Stadium (I, II vs. III, IV), extranodaler Befall (0–1 vs. ≥ 2 extranodale Organe) und LDH (≤ vs. > obere Normgrenze) ein. Es werden 4 Risikogruppen unterschieden:1
Vom IPI leitet sich der altersadjustierte Internationale Prognostische Index (aaIPI) ab, mit dem eine altersunabhängige Prognoseschätzung möglich ist. Er berücksichtigt nur Allgemeinzustand, Ann-Arbor-Stadium und LDH.1
Weitere Risikofaktoren sind1
Das DLBCL und seine verwandten und bzw. ihm ähnlichen Non-Hodgkin-Lymphome sind prinzipiell heilbare Erkrankungen. Unbehandelt verlaufen sie jedoch in kurzer Zeit tödlich. Die DLBCL-Therapie erfolgt in kurativer Absicht, sofern patientenseitige Faktoren (Komorbiditäten etc.) dies zulassen.1
Grundsätzlich richtet sich die Therapie der aggressiven Non-Hodgkin-Lymphome nach dem Risiko und dem Alter des Patienten.2
Die Erstlinientherapie erfolgt als Immunchemotherapie nach dem R-CHOP-Protokoll (R = Rituximab, C = Cyclophosphamid, H = Doxorubicin, O = Vincristin, P = Prednison), dessen Varianten sich in der Anzahl der Zyklen, der Dauer der Intervalle zwischen den Zyklen, zusätzlicher Rituximab-Gabe sowie in der Notwendigkeit einer G-CSF-Gabe unterscheiden.
Eine Erhaltungstherapie mit Rituximab wird von der aktuellen Onkopedia-Leitlinie „Diffuses großzelliges B-Lymphom“ nicht empfohlen, ebenso wie eine Bestrahlung in lokalisierten Stadien (I/II).1
Die Rezidivtherapie richtet sich nach dem Alter und Gesundheitszustand der Patienten sowie nach dem Ansprechen und der Remissionsdauer nach der Erstlinientherapie.
Zur erneut kurativ intendierten Behandlung stehen für die unterschiedlichen Behandlungssituationen mit der autologen und allogenen Stammzelltransplantation (SZT) nach Salvagetherapie und Hochdosis-Chemotherapie oder erneuter Immun-Chemotherapie verschiedene Therapieoptionen zur Verfügung. Für SZT-ungeeignete Patienten mit kurzer Remissionsdauer oder refraktärer Erkrankung sowie bei Kontraindikationen gegen eine SZT oder andere Therapien tendieren die Empfehlungen der Onkopedia-Leitlinie „Diffuses großzelliges B-Lymphom“ zur palliativen Therapie.
Neuere Ansätze zur Behandlung des DLBCL beinhalten Kombinationstherapien aus verschiedenen Antikörpern gegen B-Zell-Antigene, Tyrosinkinaseinhibitoren oder Imunmodulatoren mit Zytostatika. Bei refraktärer Erkrankung gewinnen zellbasierte Immuntherapien zunehmend an Bedeutung.1,2
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